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Barrierefreiheit in allen Bereichen: vom Produkt- bis zum Content-Management

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Barrierefreiheit in der digitalen Welt ist längst nicht mehr nur eine freundliche Geste oder eine rechtliche Anforderung, sondern ein zentraler Bestandteil einer inklusiven Gesellschaft und eines erfolgreichen Geschäftsmodells. Die Implementierung von Barrierefreiheit reicht von der Produktentwicklung bis hin zur Content-Erstellung und ist mit verschiedenen Herausforderungen verbunden, die es zu meistern gilt. Dieser Artikel beleuchtet die Notwendigkeit von Barrierefreiheit in allen Facetten des digitalen Schaffens – vom Product Owner bis zur Content-Erstellerin – und bietet Lösungsansätze für die häufigsten Hindernisse.

Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Barrierefreiheit ist essenziell für eine inklusive digitale Welt und muss von Anfang an in den Entwicklungsprozess integriert werden.
  • Die Herausforderungen umfassen fehlendes Wissen, mangelnde Planung und potenziell doppelte Entwicklungskosten bei nachträglicher Integration.
  • Ein interdisziplinäres Team aus Product Owner:innen, Designer:innen, Entwickler:innen, Content-Ersteller:innen und Tester:innen ist für die effektive Umsetzung von Barrierefreiheit unerlässlich.
  • Die Förderung von Barrierefreiheit bietet zahlreiche Vorteile, darunter eine stärkere Marke, eine erweiterte Zielgruppe und eine verbesserte User Experience für alle Nutzer:innen.

Herausforderungen der Barrierefreiheit

Die größte Hürde auf dem Weg zur Barrierefreiheit ist oft das fehlende Wissen über die Bedürfnisse und Anforderungen von Menschen mit verschiedenen Einschränkungen. Viele Teams und Unternehmen erkennen nicht oder zu spät, dass Barrierefreiheit ein integraler Bestandteil des Entwicklungsprozesses sein muss, der von Anfang an berücksichtigt werden sollte. Dazu gehört die Entwicklung eines Bewusstseins für die Hürden, die Menschen mit Behinderungen online erleben, sowie spezifische Schritte zur Integration von Barrierefreiheit in Design, Code, Content und Tests.

Ein weiteres großes Problem ist die fehlende Planung. In vielen Software-Unternehmen dominieren lange Backlogs mit Features und der Entwicklungszyklus von Planung bis Umsetzung kann mehrere Monate dauern. Dieser Zeit- und Konkurrenzdruck führt oft dazu, dass Barrierefreiheit als nachrangig betrachtet wird. Doch ab dem Jahr 2025 wird Barrierefreiheit rechtlich verpflichtend, was die Notwendigkeit unterstreicht, jetzt zu handeln, um hohe Entwicklungskosten durch aufwendige Nachjustierungen zu vermeiden.

Barrierefreiheit im Team

Barrierefreiheit kann nicht einfach „fertiggestellt“ werden; sie erfordert kontinuierliche Anstrengungen und die Entwicklung interner Kompetenzen. Ein typischer Entwicklungsprozess umfasst Planung, Design, Entwicklung, Testing und Release. Je später ein Problem im Prozess erkannt wird, desto kostspieliger wird seine Behebung. Daher ist es essenziell, Barrierefreiheit so früh wie möglich zu integrieren, idealerweise bereits in der Planungsphase.

Rollen und Verantwortlichkeiten

  • Product Owner (PO) klären Features und definieren die Anforderungen, einschließlich der Validierung von HTML, automatisierten und manuellen Tests sowie der Nutzung assistiver Technologien.
  • UI/UX-Designer:innen legen das Fundament für Barrierefreiheit durch zugängliche Typografie, Kontraste, Icons und Nutzerführung. Eine enge Kommunikation mit den Entwickler:innen ist hierbei entscheidend.
  • Entwickler:innen sichern die Nutzbarkeit durch sauberen HTML-Code, die Verwendung von Attributen und die Implementierung von Tastaturnavigation und Linting.
  • Content-Ersteller:innen erstellen barrierefreie Inhalte, einschließlich Alt-Texten für Bilder und Untertiteln für Videos.
  • Tester:innen fungieren als Berater:innen und nutzen Screenreader, Sprachsteuerung sowie andere Technologien, um die Zugänglichkeit zu prüfen.

Barrierefreiheit in der Firma

Ein wesentliches Hindernis für Barrierefreiheit auf Unternehmensebene ist die fehlende Motivation, etwas Grundlegendes zu verändern. Hinzu kommt eine sogenannte Empathy Gap zu den Problemen, die Menschen auf dem kognitiven Spektrum oder mit körperlichen Einschränkungen erleben könnten. Darüber hinaus mangelt es oft an Kompetenz durch fehlendes Wissen, Best Practices und praktische Erfahrung. Nicht zu vergessen ist der „Buy-in“ von Stakeholdern, ohne den Projekte zur Verbesserung der Barrierefreiheit nicht die benötigten Ressourcen erhalten.

Um diese Barrieren zu überwinden, ist es wichtig, zunächst eine grundlegende Einstellung im Unternehmen zu etablieren, die in etwa besagt: Wir veröffentlichen nichts mehr, das nicht barrierefrei ist. Durch Empathie-Kampagnen, motivierendes Marketing und Teamevents kann das Bewusstsein und die Motivation im gesamten Unternehmen gesteigert werden. Die Einbindung und Überzeugung der Stakeholder ist ebenfalls entscheidend.

Vorteile der Barrierefreiheit

Die Bemühungen um Barrierefreiheit stärken nicht nur die Marke und zeigen Engagement, sondern schaffen auch einen neuen Unique Selling Point (USP), ziehen Talente an, verbessern die Sichtbarkeit auf Google (SEO) und erweitern die Zielgruppe. Kurz gesagt, die Investition in Barrierefreiheit zahlt sich auf vielfältige Weise aus, nicht zuletzt durch die Vermeidung höherer Kosten durch nachträgliche Anpassungen.

Insgesamt ist Barrierefreiheit ein kontinuierlicher Prozess, der Engagement, Planung und die Bereitschaft erfordert, bestehende Prozesse zu überdenken. Durch die frühzeitige Integration von Barrierefreiheitsmaßnahmen und die Schaffung eines Bewusstseins für die Bedürfnisse aller Nutzer:innen können Unternehmen nicht nur rechtlichen Anforderungen gerecht werden, sondern auch eine inklusivere und zugänglichere digitale Welt fördern.

Checkliste für Content-Management, Webdesign und Entwicklung

Für Content-Manager:innen

  • Alternativtexte für Bilder: Stellen Sie sicher, dass jedes Bild, das wichtige Informationen vermittelt, mit einem aussagekräftigen Alt-Text versehen ist.
  • Videos mit Audiodeskription: Bieten Sie Audiodeskriptionen für Videos an, die wichtige visuelle Informationen enthalten.
  • Untertitel für Videos: Sorgen Sie für Untertitel bei allen vorproduzierten Videos und Live-Übertragungen.
  • Vermeidung von Text in Bildern: Verzichten Sie darauf, wichtige Textinformationen ausschließlich in Bildern zu präsentieren.
  • Konsistente Linkbeschriftungen: Achten Sie darauf, dass Linktexte verständlich sind und den Inhalt oder das Ziel des Links klar beschreiben.
  • Sprachauszeichnung: Verwenden Sie das „lang“-Attribut im HTML-Dokument und für Phrasen in einer anderen Sprache.
  • Leichte und Einfache Sprache: Verwenden Sie klare, einfache Sprache und Strukturen, um Inhalte zugänglich zu machen. Nutzen Sie kurze Sätze, vermeiden Sie Fachjargon und erklären Sie schwierige Begriffe, um die Verständlichkeit zu erhöhen.

Für Webdesigner:innen

  • Kontrastreiches Design: Stellen Sie sicher, dass Texte und interaktive Elemente einen ausreichenden Kontrast zum Hintergrund aufweisen.
  • Größere Berührungspunkte: Entwerfen Sie Buttons und interaktive Elemente so, dass sie auch auf Touchscreens leicht zu bedienen sind.
  • Vermeidung von Blink- und Flackereffekten: Verzichten Sie auf Elemente, die schnell hintereinander aufblitzen oder blinken.
  • Anpassbare Textgrößen: Gewährleisten Sie, dass Texte ohne Informations- oder Funktionsverlust bis zu 200% vergrößert werden können.
  • Verständliche Icons und Symbole: Verwenden Sie klare und eindeutige Icons und stellen Sie sicher, dass deren Bedeutung leicht zu erfassen ist.
  • Beschreibende Überschriften und Labels: Gestalten Sie Überschriften und Labels so, dass sie den Inhalt oder Zweck klar beschreiben.

Für Entwickler:innen

  • Autocomplete für Formulare: Versehen Sie Formularfelder mit dem richtigen Autocomplete-Attribut.
  • Tastaturnavigation: Gewährleisten Sie eine logische Tab-Reihenfolge und vermeiden Sie Tastaturfallen.
  • Fokus sichtbar machen: Stellen Sie sicher, dass der Tastaturfokus deutlich sichtbar ist.
  • Responsive Design: Inhalte sollten auch bei einer Vergrößerung von bis zu 400% ohne Verlust der Usability oder Informationen zugänglich sein.
  • Alternativen zu Bewegungsgesten: Bieten Sie Alternativen für Aktionen, die eine Bewegung oder Gestensteuerung erfordern.
  • Barrierefreie CAPTCHAs: Stellen Sie sicher, dass CAPTCHAs für alle Nutzer:innen zugänglich sind, oder bieten Sie alternative Verifizierungsmethoden an.
  • Aria-Labels und Rollen: Verwenden Sie ARIA-Labels und -Rollen, um den semantischen Kontext von UI-Komponenten für Screenreader zu verbessern.
  • Verwendung von semantischem HTML: Nutzen Sie semantische Elemente und Strukturen, um die Zugänglichkeit und Lesbarkeit für Screenreader zu verbessern.

Fazit

Barrierefreiheit ist kein einmaliges Projekt, sondern ein fortlaufender Prozess, der eine ganzheitliche Betrachtung und Einbindung in alle Phasen der Produktentwicklung und Content-Erstellung erfordert. Durch die frühzeitige Berücksichtigung und Integration von Barrierefreiheitsprinzipien können Unternehmen nicht nur Kosten sparen, sondern auch eine inklusive digitale Umgebung schaffen, die für alle Menschen zugänglich ist. 

Als Agentur für lokales Online-Marketing legen wir bereits jetzt großen Wert darauf, das Thema Barrierefreiheit in der Entwicklung unserer Websites aktiv mitzudenken. Wir stellen die Nutzer:innen und die spezifischen Bedürfnisse unserer Zielgruppe in den jeweiligen Branchen in den Mittelpunkt unserer Bemühungen. Dieser Ansatz ermöglicht es uns, maßgeschneiderte, zugängliche und inklusive Web-Erlebnisse zu schaffen, die nicht nur den gesetzlichen Anforderungen entsprechen, sondern auch einen echten Mehrwert für unsere Kund:innen und deren Zielgruppen bieten.

Amelie Fischer
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Hallo, ich bin's, eine Schreibmaschine. Ich bin zwar zum Glück weniger angestaubt, aber genauso schnell! Wenn ich nicht gerade spannende Blogartikel produziere, findet man mich auf dem Fußballplatz, bei einer Runde Yoga oder mit einem entspannten Glas Rotwein, während ich in die magische Welt von Harry Potter eintauche.

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